DGP Annual Conference 2023: Das Potenzial von digitaler Diagnostik und virtueller Realität
Verfasst von Somaia Abubaker am 05.07.2023
Im Rahmen unseres laufenden Projekts med4PAN nahm unser Teammitglied Ilgar Guseinov an der 106. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie teil, die von Prof. Falko Fend und seinen Mitarbeitern vom Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Tübingen organisiert wird. Die Konferenz fand in Leipzig, Deutschland, statt. Die Hauptthemen der Konferenz waren Hämatopathologie, multiparametrische Zell- und Gewebeanalyse, intraoperative Gewebesensoren, Pathologie und Interdisziplinarität. Die Konferenz umfasste sowohl gemeinsame Sitzungen mit anderen Fachgesellschaften als auch Sitzungen zu allen Bereichen der Pathologie.
Unser laufendes Projekt im Rahmen des vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderten 5G-Innovationsprogramms hat einen Anwendungsfall zur digitalen Histopathologie. Unser Ziel ist es, eine Ferndiagnose-Methode für Pathologen zu entwickeln, bei der Pathologen an einem bestimmten Ort eine mit einem Mikroskop konfigurierte Webkamera verwenden können. Diese Einstellung ist mit einer Computersoftware verbunden, die das Präparat auf dem Bildschirm anzeigt und es über eine Videokonferenzplattform mit einem anderen Pathologen an einem anderen Ort teilt. Eine weitere Methode, an der wir arbeiten, ist der Einsatz des Whole Slide Scanner (WSI), mit dem umfassendere Aufnahmen der Probe gemacht werden können, um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit zu erhöhen. Auf diese Weise können Pathologen bei der Primär- und Sekundärdiagnose von Proben aus der Ferne helfen, entweder auf synchrone oder asynchrone Weise.
Viele Abstracts, die auf der Konferenz diskutiert wurden, waren in Bezug auf unser Projekt interessant. Dr. Kinzler vom Universitätsklinikum Frankfurt diskutierte die Fluoreszenz-Konfokalmikroskopie (FCM) an Leberproben für die vollständige Digitalisierung der Transplantationspathologie mit dem Vivascope 2500-G4, einem konfokalen Laser-Scanning-Mikroskop, das für die Analyse von diagnostischen Biopsien und die Beurteilung von Tumorrändern entwickelt wurde. Er verglich den Prozess der Bewertung von Tumorrändern in Leberbiopsien zwischen dem FCM und der konventionellen Histologie. Die Ergebnisse deuten auf eine nahezu perfekte Übereinstimmung sowie eine kürzere Scanzeit hin. Einschränkungen ergeben sich aus der verzögerten Gesetzgebung für das Gerät. Prof. Litjens vom Radboud University Medical Center sprach über das Projekt The open source whole slide imaging IO library and viewer. IMI BIG PICTURE hat die Vision, die erste europäische GDPR-konforme Plattform zu schaffen, in der qualitätskontrollierte WSI-Daten und fortschrittliche KI-Algorithmen existieren werden. Weitere Projekte im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz und Pathologie bei der Identifizierung von Prostatakrebs wurden ebenfalls erörtert.
Prof. Dr. Schüffler von der Technischen Universität München (TUM) stellte das an der TUM bestehende Labor für Krebserkennung, Segmentierung und Quantifizierung in digitalen histologischen Schnitten vor. Er erwähnte wichtige Punkte in Bezug auf die angemessene Integration von KI in den Arbeitsablauf des Pathologen, regulatorische Überlegungen und die Bedeutung der Validierung von KI-Tools durch geeignete Studien. Wir stehen mit dem Professor in Kontakt, um unser laufendes Projekt weiter zu besprechen. Prof. Jukouka von der Universität Nagasaki (Japan) sprach über die digitale Transformation des Pathologielabors am Kameda Medical Center in Japan. Dort wurde ein digitales Pathologie-Netzwerk geschaffen, um Fachwissen in Bezug auf Beratung und Ausbildung auszutauschen. Wir sind inspiriert von ihrer transformativen Reise und sind daran interessiert, die Richtlinien zu verstehen, die sie angepasst haben, um das Netzwerk effektiv aufzubauen. Die Gespräche mit hochkarätigen Experten aus den Bereichen Pathologie, Onkologie und Computerwissenschaften geben uns einen umfassenden Ansatz für die Entwicklung der digitalen Pathologie.
Wir haben uns gefreut, anderen Stipendiaten, die sich für den Bereich der Pathologie und der digitalen Histopathologie interessieren, unseren med4PAN-Projektfortschritt und unsere Ideen vorzustellen. Wir diskutierten verschiedene Aspekte in Bezug auf die Schwierigkeiten bei der Regulierung solcher Praktiken und Vorschläge zur Überwindung dieser Schwierigkeiten, damit solche Technologien in naher Zukunft effektiv in der Praxis eingesetzt werden können. Die Fachleute diskutierten über die Herausforderungen, denen sie bei der Arbeit an ihren Studien begegnen. Die Herausforderungen beschränken sich nicht nur auf Tests der Benutzerfreundlichkeit und Zuverlässigkeit, sondern auch auf ethische und rechtliche Vorschriften, Marketing und Nachhaltigkeit. Experten in diesem Bereich bestätigten, dass es nicht ausreicht, ein gut ausgestattetes Labor zu haben, sondern dass es entscheidend ist, Arbeitsprotokolle und Betriebsverfahren zu entwickeln. Dies ist besonders wichtig für Experten, die aus der Ferne in Heimbüros arbeiten. Die laufenden Studien lassen eine vielversprechende Zukunft für die digitale Pathologie erwarten.
Die Konferenz hat uns den nötigen Auftrieb gegeben, um unser Projekt fortzusetzen. Sie hat auch einige Aspekte aufgezeigt, auf die wir uns bei der Entwicklung unseres Modells konzentrieren sollten. Da wir an der Verwendung von Whole Slide Scanner-Geräten für die korrekte Primärdiagnose verschiedener Proben in der Histopathologie, insbesondere in der Onkologie, arbeiten, sind wir darüber hinaus daran interessiert, Virtual Reality (VR)-Brillen in die Betrachtung der Proben durch Pathologen einzubinden, um eine bessere immersive Erfahrung sowie eine bessere Visualisierung und Interpretation der Objektträger, Diagnosen, Subdiagnosen und Empfehlungen zu ermöglichen.